Komplexität managen, führen in komplexen Systemen

Warum unsere bisherige Form, Entscheidungen zu treffen, nicht mehr funktioniert

Komplexität und ihre Folgen. Vor dem Hintergrund einer komplexen, sich stetig verändernden Welt, deren aktuelle Herausforderungen mehr als eindimensionale Lösungsstrategien erfordert, werden Routinen und Gewissheiten und damit gleichzeitig das Handeln aller Beteiligten in Frage gestellt.

Komplexität erfordert einen anderen Führungsstil

Diese zunehmende Komplexität und die immer häufiger auf uns eintreffenden Veränderungen in unserem Umfeld stellen neue Anforderungen an unsere Art zu führen. Reichte es bisher aus, in vorgegebenen Strukturen und Kommunikationswegen Entscheidungen herbeizuführen, müssen wir neue Wege bei der Lösung von Problemen gehen. Dabei geht es auch darum, Eigendynamiken und die Selbstorganisation von Systemen zu nutzen und sie mit den vorgegebenen Bedingungen in Einklang zu bringen. Häufig erleben wir in Projekten, dass sie sich anders entwickeln als geplant. Widerstände treten auf, das Ziel gerät aus dem Blick, Zeitpläne werden nicht eingehalten, der Erfolg wird in Frage gestellt. Dann sind Kenntnisse im „Managen von Komplexität“ hilfreich, um in kritischen Situationen gute Entscheidungen zu treffen.

Neue Herausforderungen für Führungskräfte

Die Bewältigung dieser Komplexität ist eine der Kernaufgaben, die von Führungskräften erwartet wird. Doch, sind wir uns überhaupt darüber im Klaren, was das bedeutet. Erleben Sie auch, dass es immer schwieriger wird, richtige Entscheidungen zu treffen? Stellen Sie wie ich fest, dass Entscheidungen immer häufiger revidiert werden – über den gleichen Sachverhalt auf einmal ganz anders entschieden wird?

Wer verstehen will, warum das so ist, muss wissen, wie komplexe Systeme funktionieren. Sie reagieren völlig anders und haben eine hohe Eigendynamik. Doch zunächst gilt es zu klären, was Komplexität bedeutet.

Was bedeutet Komplexität

In unserer globalisierten, stark vernetzten Welt haben wir es meist mit höchst komplexen Problemen zu tun. Einfache, ausschließlich auf ein Ziel ausgerichtete Strategien helfen da nicht weiter. Man löst ein Teilproblem, schafft aber damit gleich wieder weitere neue.

Um Entscheidungen zu treffen, ist es erforderlich, den systemischen Charakter der Ausgangslage zu erfassen. Es gilt, die Vernetzung zu verstehen, Wirkungsketten transparent zu machen und die Folgen von Rückwirkungen und Regelkreisen zu erkennen. Jedes System ist zudem Teil eines übergeordneten Systems, mit dem es kommuniziert und verbunden ist. Die verschiedenen Variablen des Systems existieren nicht unabhängig voneinander, sondern beeinflussen sich wechselseitig. Die Existenz von vielen, voneinander abhängigen Merkmalen in einem Ausschnitt der Realität bezeichnen wir als Komplexität.

Wenn wir komplexe Systeme mit dem gleichen Bewusstsein führen wollen, wie einfache Systeme, ist das Scheitern vorprogrammiert.

Komplexe versus einfache Systeme

Das Veränderungsmanagement in komplexen Systemen unterliegt einer anderen Vorgehensweise als das in einfachen Systemen. Einfache System funktionieren häufig aufgrund von „wenn-dann-Beziehungen“ – wenn ich auf den Schalter drücke, geht das Licht an. Komplexe Systeme sind jedoch, wie bereits ausgeführt, von sehr unterschiedlichen Beziehungen ihrer Variablen gekennzeichnet. Dies erfordert eine andere Art des Managements und der Führung.

Die 10 Schritte des Veränderungsmanagements in Systemen mit hoher Komplexität

Wir haben es heut fast immer mit komplexen Systemen zu tun. Selbst wenn wir sie anfangs als trivial erleben, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Zeit Komplexität entwickeln. Wenn Sie in einem komplexen System Veränderungen herbeiführen wollen, helfen Ihnen die folgenden 10 Schritte weiter:

  1. Wenn Sie in einem System etwas verändern wollen, geht es zunächst darum, das System abzugrenzen. Es muss klar sein, in welchem Teilbereich die Veränderung stattfinden soll.
  2. Dann gilt es, die bisherige Entwicklung des Systems nachzuvollziehen.
  3. Klären Sie auch, was passiert, wenn Sie nicht eingreifen.
  4. Analysieren die das Problem, das Sie lösen wollen. Legen Sie die Ziele der Veränderung fest.
  5. Vernetzten Sie die Ziele miteinander und lösen Sie die Zielkonflikte auf.
  6. Schaffen Sie ein Zielsystem, mit dem sie die Beziehung der Ziele untereinander erkennen.
  7. Beschaffen Sie die Informationen, die Sie benötigen, um eine Entscheidung zu treffen, ohne sich dabei in Details zu verlieren.
  8. Arbeiten Sie rekursiv, schaffen Sie Möglichkeiten der Selbstkontrolle und Selbstregulation und geben Sie zu, wenn Sie sich einmal geirrt haben.
  9. Planen Sie die Veränderung Schritt für Schritt
  10. Setzten Sie Ihren Plan um in dem Bewusstsein, ihn immer wieder mal in Frage zu stellen

Bei allem hilft es, den gesunden Menschenverstand einzusetzen. Kluge Entscheidungen brauchen ihre Zeit. Abstand vom Alltagsgeschehen hilft ebenso, wie eine kritische Reflektion des eigenen Verhaltens, der eigenen Motivation und der Entscheidungen, die wir treffen wollen.

Franz-Josef König arbeitet als Strategieentwickler für mittelständische Unternehmen. Er begleitet sie in Veränderungsprozessen und bei der Neuausrichtung der Unternehmensstrategie. Seit über 30 Jahren beschäftigt er sich mit dem systemischen Denken und Komplexität. Bei seiner Arbeit sieht er Unternehmen und Organisationen immer auch als komplexe soziale Systeme. Darauf baut sein Beratungsansatz auf.